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Karate, so wie wir es heute kennen, hat sich unter chinesischem Einfluss im Laufe etlicher Jahrhunderte auf der Insel Okinawa (Japan) entwickelt.
Da es im Grunde genommen kein niedergeschriebenes Material von der Entstehung des Karate gibt, wissen wir weder, wer es erfand und weiterentwickelte, noch woher es stammt. Seine früheste Geschichte kann nur von mündlich überlieferten Legenden abgeleitet werden. Und diese Legenden tendieren dazu, phantasievoll und ungenau zu sein. Vermutlich wurde Karate in China erfunden, was schon das Schriftzeichen im Japanischen zeigt. Kara bedeutet China (chinesisch) und te bedeutet Hand - das ganze Wort wird dann mit "China Hand" umschrieben. Wie man aber weiss, bedeuten japanische Schriftzeichen, je nachdem wie man sie ausspricht, etwas anderes. So ist es auch mit den Zeichen für Karate. Te bedeutet jedoch immer Hand.
Für Kara stand auch Bushi no, was soviel wie Krieger heisst. Somit haben wir schon drei Bezeichnungen für Karate, China oder chinesische Hand, leere Hand und Hand des Kriegers.
Die Geschichte erzählt, dass sich der Anfang des Karate auf die Ryukyu-Inseln bezogen, die heute zur Präfektur Okinawa (Japan) gehören. Durch das Gesetz war es den Bewohner dieser Insel verboten, Waffen zu tragen. Um sich trotzdem verteidigen zu können, haben sie Karate erfunden oder von Studenten aus China übernommen, weiterentwickelt und verbreitet. Diesen Grund, eine Kampfkunst zu entwickeln, kann man leichter verstehen, wenn man die Geschichte Japans etwas kennt. Vom Ursprung des Landes bis zum 2. Weltkrieg, gab es immer wieder Kriege. Waren es nun Bürgerkriege oder ein Machtkampf um ein Shogunat (Kaiserreich) oder aber um eine Besetzung der Mongolen im eigenen Land zu verhindern. Jahrhunderte lang wurde in Japan unterdrückt und gekämpft.
Tatsächlich gab es zwei Verbote, die den Besitz und das Tragen von Waffen verhinderte; eines wurde vor ca. 500 Jahre verkündet, das andere 200 Jahre später. Vor der Bekanntgabe des ersten Erlasses waren die Ryukyu-Inseln in drei sich bekriegende Königreiche geteilt: Chuzan, Nanzan und Hokuzan. Es war der Monarch von Chuzan, der, nachdem es ihm gelungen war, die drei Königreiche zu vereinigen, allen Bewohnern der Inseln den Besitz von Waffen (sogar von alten, rostigen Schwertern) verbot. Er lud alle berühmten Gelehrten und Staatsmänner der drei Königreiche nach Shuri, der neuen Hauptstadt ein wo er eine Zentralregierung errichtete, die die nächsten 200 Jahre überdauern sollte.
Im Jahre 1609 musste der regierende König der Dynastie eine Armee ausrüsten, um eine Invasion auf die Inseln zurückzuschlagen, die von Shimanzu von Satsuma unternommen wurde. Die frisch bewaffneten Krieger Ryukyus kämpften mit bemerkenswerter Tapferkeit und Ritterlichkeit gegen die Soldaten des Satsuma-Clans, die im ganzen Lande wegen ihres Kriegskönnens bekannt und gefürchtet waren. Aber nach Anfangserfolgen in kleineren Schlachten, besiegelte eine rasche Landung von Shimanzus Streitkräften sowohl das Schicksal der Inseln, wie auch ihres Shoguns, der sich ergeben musste.
Da Shimanzu das Verbotsedikt für Waffen erneuerte, begannen viele Bewohner der Ryukyu-Inseln heimlich eine Form der Selbstverteidigung zu üben, bei der Hände und Füsse die einzigen Waffen waren. Was für eine Art Selbstverteidigung es genau war, kann nur vermutet werden. Es ist jedoch bekannt, dass Okinawa bereits jahrhundertelang Handel mit der Provinz Fukien im Süden von China pflegte und warscheinlich breitete sich das chinesische Shaolin-Kempo (chinesisches Boxen) auf der Insel aus.
Aus diesem Shaolin-Kempo entwickelte sich das heutige Karate. Es war zuerst als Okinawa-te bekannt, erst später wurde es auch Kara-te (das Kara bedeutet in diesem Fall China) genannt. Während den Jahre des Waffentragverbotes wurden von Satsamu, dem jetztigen Herrscher, Aufseher auf die Inseln gesandt, um die genau Einhaltung des Verbots zu gewährleisten. So ist es kaum verwunderlich, dass Karate (welches, als es weiterentwickelt wurde, einen Menschen in die Lage versetzte, ohne Waffen zu töten), nur im Geheimen geübt werden konnte.
In den alten Volkstänzen Okinawas kommen eine Reihe von Bewegungen vor, die jenen des Karate gleichen. Es wird vermutet, dass Eingeweihte, die diese Kampfkunst übten, diese Bewegungen in die Tänze einführten, um die Obrigkeit weiter zu verwirren. Die Tänzer Okinawas, männliche wie weibliche, benutzten ihre Hände und Füsse weitaus energischer, als in Formen von anderen Tänzen zu sehen war. Auch das Betreten und Verlassen der Tanzfläche erinnert stark an den Anfang und das Ende einer Karate-Kata.
In der Tat hat man die Essenz der Kunst mit den Worten zusammengefasst: Karate beginnt und endet mit Höflichkeit. Okinawa selbst wurde jahrhundertlang von seinen Bewohnern als der Ort betrachtet, an dem alle Formen der Etikette am striktesten eingehalten wurden.