Kopf des Monats Juli 2007: Caroline Stucki
Caroline Stucki - Mutter aus Leidenschaft

Caroline Stucki ist 43 Jahre alt, Mutter von Jeremy (9 Jahre) und Robin (7 Jahre), die ebenfalls im Shushin Karate-Do Brugg trainieren. Caroline absolvierte eine Lehre als Schuhverkäuferin. Nach ihrer Lehre hatte sie sich immer weitergebildet, die letzten paar Jahre arbeitete sie bei einer Bank. Nebenbei absolvierte sie den Spielgruppenleiterinnenkurs und durfte auch als selbige arbeiten, das hat ihr grossen Spass gemacht. Heute ist sie Mutter aus Leidenschaft. Ihre Befürchtungen, ein langweiliges Leben zu führen, worüber ich nichts berichten könnte, haben sich nicht bewahrheitet.
Caroline ist eine sehr liebevolle und geduldige Mutter, was ich bei meinem Besuch bei ihr zuhause miterleben durfte. So hat sie auch ihre Leidenschaft Motorrad zu fahren, ihren Kindern zu Liebe aufgegeben. Die Gefahr, dass ihr etwas passieren könnte und ihre Kinder ihre Mutter verlieren würden, war ihr einfach zu gross. So verkaufte sie ihre heissgeliebte Ducati. Caroline war auch sonst nie eine typische Frau, denn sie wollte als Mädchen unbedingt Automechanikerin werden, was ihr aber aufgrund ihres Geschlechts untersagt wurde. Nun pflegt sie ein für Frauen untypisches Hobby: Kampfsport.
Caroline wollte vorerst gar nicht mittrainieren, denn sie suchte fleissig ein Hobby für ihre zwei Jungs. Aufgrund von Preisvergleichen und weil man nicht ein Jahr im Voraus bezahlen muss, also austreten kann, wann immer man möchte, entschied sie sich ihre Jungs zum Shushin Karate-Do Brugg zu bringen. Ein weiterer, auch finanzieller Vorteil, der ihre Entscheidung für unseren Verein bestärkte, und der dank unserem Materialchef Jörg Keller, sehr gut organisiert wurde, ist der Erwerb von Occasions-Karate-Gewändern, die nur einen Bruchteil eines Neuen kosten. Beim Wachstum ihrer Kinder müsste sie sonst beinahe jedes Jahr ein Neues kaufen, was immense Kosten bedeuten würde: „Ich will jo ke Geld zom Feischter userüere.“
Jeremy und Robin sollten eigentlich alleine Karate betreiben, aber unser Sensei, Peter Schwob, überzeugte die fröhliche Caroline davon, selbst auch mitzutrainieren. Vorerst, so vermittelte mir Caroline, fühlte sie sich ein wenig fehl am Platz, versuchte die Kinder zu korrigieren und kontrollieren, bemerkte aber nach einiger Zeit, dass sie sich ganz auf sich selbst konzentrieren konnte, denn der Sensei kümmerte sich um ihre Kinder. „Ich wör mer vell blöder vorcho, eifach detzhocke und zuezluege.“
Mit der Zeit und seit die 2-fache Mutter die Gelbgurtprüfung absolviert hat, ist sie überzeugt, dass es auch ihr gut tut, Karate zu betreiben: „Ich ha scho emmer chli öpis för mech selber gsuecht. Ich ha welle go walke, be em Tornverein gsi oder im Fitness. Und ez metem Karate machi öpis mit mine Chend, ich ha ned eifach ei Stund Ziiit bevori sie weder muess go abhole, idere Ziiit chani jo de glich nüüt gschiits mache, ez chani au nochli öpis för mini Fitness mache. Mini Haltig het sech sether verändert und ich bin mir mim Körper bewusster worde.“
Caroline war aber vor allem wichtig, dass ihre Kinder ein gemeinsames Hobby pflegen und sich dadurch auch ein bisschen näher kommen. Die Vollblut-Mutter hofft aber auch, dass die im Karatetraining erlernte Disziplin und der gegenseitige Respekt ins Alltagsleben und –verhalten ihrer Kinder übergreift.
Carolines persönliches Ziel im Karate ist die Orangegurt-Prüfung zu absolvieren, denn ihr gefällt der gelbe Gurt einfach nicht.
Die Ducati-Liebhaberin fühlt sich noch zu unsicher, um wirklich kämpfen zu wollen, daher ist sie auch froh, dass das intensive Kumite-Training erst später in ihrer Kampfsportlaufbahn aufkommt. Aber Kata mag sie sehr gerne und könnte sich sogar vorstellen, einmal an einem Turnier mitzumachen. Dabei gefällt ihr auch das von Peter Schwob angestrebte Tempo, sie möchte gerne neue Katas lernen, aber erst, wenn sie die anderen auswendig kennt. „Soscht esches eifach bez z vell ufs Mol.“
Das Kampfsporttraining vermittelt ihr eine gewisse Sicherheit, zwar unbewusst, wie sie mir erläuterte, aber sie glaubt, dass gewisse Bewegungen im Ernstfall wieder abgerufen werden könnten, hat aber nicht immer präsent, dass sie sich doch gegen potenzielle Angreifer wehren könnte. Auch ihre Kinder sind sich ihren neuen Fähigkeiten nicht bewusst, davon ist sie überzeugt. Die herzliche Mutter ist froh, dass sich ihre Kinder an die Regel halten, Karate nicht im Alltag anzuwenden, schliesslich ist es ihr auch wichtig, dass die Kinder lernen gegenseitigen Respekt aufzubringen.
Das Training gefällt der Hausfrau gut, obwohl sie anfangs verwundert war über die Stille während des Trainings. „Mer send aber guet ufgno worde vo de andere.“ Heute findet sie das konsequente Verhalten des Trainers gut, denn schliesslich könne man ja vor und nach dem Training miteinander quasseln. „S esch eifach ke Lari-Fari-Betrieb, sondern mer chond det ane, macht e Stund Karate und wenns Training fertig esch chamer weder umeschnädere.“
„Ich freumi jedes Mol z go, es send au u liebi Lüüt dete. Die hämer scho döfe am Chlaushöck kenne lehre, womer no gar nonig debii gsi send. Und au met de Chend hani nonie es Gmuul gha vorem Karatetraining, ich glaub s gfalltne.“ Um mir Sicherheit darüber zu verschaffen, ob die beiden Jungs wirklich gerne Karate machen, fragte ich Jeremy. „Jo, ich gone gern.“, antwortete er mir.
Als ich Caroline fragte, wie sie sich nach ihrer Gelbgurt-Prüfung gefühlt habe, meinte sie: „Jo do het mer es Grinse vom einte Ohr zum andere, aber halt innerlich.“ Natürlich war auch der Stolz auf ihre beiden Jungs gross, obwohl Jeremy ein wenig Mühe mit der Kata hatte. Sie versicherte mir aber mehrfach, er habe die Kata vor der Prüfung zuhause einwandfrei gekonnt. Als entscheidenden Beweis musste mir Jeremy bei den Stuckis zuhause im Wohnzimmer die Kata vorführen, damit ich diese Nachricht unserem Sensei weiterleiten konnte.
Das Karatetraining motiviert Caroline so sehr, dass sie regelmässig 3 Mal pro Woche im Shushin Karate-Do Brugg trainiert. Sie freut sich darüber, für denselben Preis auch 4 Mal pro Wochen trainieren zu können. Sei es mit ihren Kindern oder mit den Erwachsenen. Zwischen Erwachsenen- und Kindertraining gäbe es grosse Differenzen, vor allem die Ansprüche seien bei den Erwachsenen viel grösser. Sie mag aber beide Trainingsarten mit ihren Eigenheiten und besucht deshalb öfters das Erwachsenentraining, das sogar während den Schulferien stattfindet.
Caroline Stucki ist eine herzliche, witzige, fröhliche und aufgestellte Frau, die man einfach gern haben muss!!! Wir dürfen nur hoffen, dass die Stuckis uns noch lange erhalten bleiben!